Lissy Gundel - Ein halbes Leben für die Aidshilfe

Lissy Gundel Nachruf

Lissy Gundel
02.11.1946 – 07.11.2023

Kurz nach ihrem 77. Geburtstag ist Lissy Gundel gestorben. Als sie 1985 gemeinsam mit anderen die AIDS-Hilfe Nürnberg-Erlangen-Fürth e. V. gründete, war Lissy 38 Jahre alt. Bis zu ihrem Tod ist sie ununterbrochen ehrenamtlich für die Aidshilfe engagiert gewesen, ein halbes Leben lang. Für sie hieß Aidshilfe immer, sich Menschen mit HIV zuzuwenden statt sie auszugrenzen.

Wie in den Anfangsjahren der AIDS-Hilfe üblich, startete sie ihr ehrenamtliches Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit sowie in der Telefonberatung. Das passende Arbeitsfeld fand sie jedoch bald in der ehrenamtlichen Begleitung von Menschen mit HIV. Dazu gehörte vor allem in der ersten Dekade ihres Wirkens auch, Menschen mit AIDS bis zum Tod zu betreuen. Ein Feld, das von vielen eher gemieden wird, beackerte Lissy mit besonderer Hingabe: Die Begleitung von Menschen im Strafvollzug. Da sie im Gefangenen immer den Menschen und nicht nur den Straftäter sah, gelang es ihr, tragfähige Beziehungen aufzubauen, die auch über das Haftende hinaus Bestand hatten. Auch wenn viele der von ihr Betreuten häufig scheiterten und mehrfach Haftstrafen verbüßen mussten, gab Lissy niemals die Hoffnung auf, dass es beim nächsten Anlauf gelingen möge mit dem straffreien Leben. Hier beeindruckten ihre fast grenzenlose Geduld und ihr schier unerschütterlicher Optimismus.

Besondere Freude bereitete Lissy die ehrenamtliche Begleitung von Freizeitangeboten und betreuten Reisen für Menschen mit HIV. Lissy war überzeugt davon, dass es Menschen in Gemeinschaft besser geht und hatte die Gabe, Leute zu motivieren, aus ihrer Vereinzelung zu treten und zu integrieren. Den Anspruch der Aidshilfe, lebensweltakzeptierend zu arbeiten verkörperte Lissy konsequent, bei ihr fühlten sich alle uneingeschränkt angenommen, wie sie sind.

2009 erhielt Lissy die Goldene Ehrennadel des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Bayern. Als 2010 eine Vereinsreform anstand, übernahm Lissy wieder Verantwortung und ließ sich als einzige Frau in das neu geschaffene Kuratorium wählen, ein weiteres Ehrenamt, das sie bis zuletzt ausfüllte. 2015 wurde sie mit dem „EhrenWert“- Preis der Stadt Nürnberg, der Universa-Versicherungen und der Nürnberger Nachrichten für ihr Engagement ausgezeichnet.

Für mich verkörperte Lissy vorbildlich ihren protestantischen Glauben ohne missionarisch zu wirken. Selbst zuletzt, als sie von der Krankheit bereits sichtbar gezeichnet war, setzte sie einen großen Teil ihrer verbliebenen Kraft ein, um für andere da zu sein. Sie hatte einen klaren Kompass und war für viele wie ein Leuchtturm, der in schwerer See Orientierung und Hilfe bot.

Beim Mitarbeitendenfest im September berichtete sie von ihrem Urlaub in Italien. Lissy war heimatverbundene Erlangerin und gleichzeitig weltoffen, sie liebte das Reisen. Als sie erzählte, wie schön es gewesen sei, noch einmal das Meer sehen und spüren zu können, ahnte ich, dass ihr nicht mehr viel Lebenszeit bleiben würde. Nun ist der Leuchtturm erloschen. Ganz viele Menschen sind wie ich erschüttert und traurig.

Die Aidshilfe ohne Lissy ist schwer vorstellbar, sie war ja als einzige von Beginn an immer dabei. Ohne sie wäre die Aidshilfe nicht, was sie heute ist.

Uns bleibt nur, DANKE FÜR ALLES zu sagen und in ihrem Sinne weiterzumachen…

Manfred Schmidt

About us

In 1985 AIDS-Hilfe Nürnberg-Erlangen-Fürth e.V. was founded as a self-help organization by volunteers and people with HIV.

Our work focuses on:

  • to support and assist people living with HIV and Aids
  • prevention work especially for groups affected by HIV and
  • therefore to offer counseling and testing possibilites on HIV and sexually transmitted infections (STIs)
  • to inform general population about HIV & STIs
  • to improve socialpolitical environment