Rückblick: Vortrag "Sexuelle Aufklärung vs. Frühsexualisierung?!

Rückblick zum Vortrag "Sexuelle Aufklärung vs. Frühsexualisierung?!"

Sexuelle Aufklärung vs. Frühsexualisierung: Ein tiefgründiger Dialog in der Kantine

Am 1. August fand im Rahmen der Prideweeks in der Kantine eine erkenntnisreiche Diskussion zum Thema sexuelle Aufklärung im Vergleich zur Frühsexualisierung statt. Referentin des Abends war Julia Jenkner, Mitarbeitende bei der Aidshilfe Nürnberg-Erlangen-Fürth e.V.. Julia Jenkner ist Sozialpädagogin und Sexualpädagogin, hat jahrelange Erfahrung in der (Bildungs)arbeit mit Kindern und Jugendlichen, unter anderem in einem Jugendhaus, in der stationären Jugendhilfe und zuletzt im Rahmen des Bundesprogramms Respekt Coaches. Aktuell ist sie im Bereich des Betreuten Einzelwohnens der Aidshilfe tätig. Die Veranstaltung bot eine tiefgründige Analyse bedeutender Aspekte der sexuellen Bildung.

Die Rednerin führte uns eingehend in die Sphäre der sexuellen Bildung ein, indem sie verschiedene Schlüsselaspekte beleuchtete. Diese umfassten die Prävention sexuell übertragbarer Infektionen (STIs) und HIV, Verhütung und Schwangerschaftsvermeidung, Aufklärung über den eigenen Körper, Prävention sexueller Gewalt, die Betrachtung sexueller Orientierung und den Einfluss der Pornografie. Dabei legte sie besonderen Wert darauf zu betonen, dass die sexuelle Bildung in Deutschland lange Zeit ein regelrechtes Tabu darstellte und häufig von moralischen Vorbehalten geprägt war.

Die historische Dimension der Thematik wurde ebenfalls hervorgehoben, indem auf entscheidende Entwicklungen wie die gesellschaftlichen Umwälzungen der 68er-Bewegung, die Einführung des Sexualkundeatlas im Jahr 1969 und die zunehmende Professionalisierung der sexuellen Bildung in den 1980er Jahren verwiesen wurde. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen in schulischen Kontexten konnte die Referentin verdeutlichen, wie Kinder bisher über diese Themen informiert wurden und gleichzeitig die Dringlichkeit einer zeitgemäßen sexuellen Bildung betonen. Sie fragte zu Recht: "Wer sollte Einwände gegen eine umfassende sexuelle Aufklärung haben?"

Ein zentraler Aspekt ihrer Präsentation war die Betonung des Unterschieds zwischen kindlicher und erwachsener Sexualität. Kinder erfahren ihre Sexualität spontan und spielerisch, erkunden ihren eigenen Körper mit allen Sinnen und sind frei von Vorurteilen. In dieser Phase steht Nähe und Geborgenheit im Vordergrund. Im Gegensatz dazu ist erwachsene Sexualität bewusster und zielgerichteter. Hier spielen Überlegungen zur Zukunft eine größere Rolle, und die Ausrichtung konzentriert sich eher auf genitale Sexualität. Es geht vermehrt um zwischenmenschliche Beziehungen und sexuelle Befriedigung.

Die Referentin erklärte auch, wie die Aufklärung und Bildung von Kindern heute anders gestaltet werden kann als in der Vergangenheit. Sie betonte die Notwendigkeit von Empathie, die Aufdeckung von Fehlinformationen und den uneingeschränkten Schutz der Kinder. Ansätze hierfür könnten Lesungen sein, die Entwicklung neuer, inklusiverer Informationsbroschüren oder spielerische Methoden zur Körperaufklärung.

Der Vortrag endete mit einer Fragerunde und einer lebhaften Diskussion, in der die Anwesenden ihre Gedanken und Bedenken äußern konnten. Deutlich wurde, dass die sexuelle Bildung ein wichtiges Thema darstellt, das mit Umsicht und Bedacht behandelt werden sollte. Wir hoffen, dass solche Veranstaltungen dazu beitragen, das Verständnis für die Bedeutung einer modernen und altersgerechten sexuellen Bildung zu vertiefen und eine konstruktive Konversation darüber zu fördern.

 

Nico Widerspan